Die Hospitalität des heiligen Johannes von Gott war für mich eine Entdeckung, ein Weg der Erkenntnis, dank dem ich als Person, als Fachkraft und als Gläubige herangereift bin.

Mein erster Kontakt mit den Barmherzigen Brüdern erfolgte, als ich ehrenamtlich auf einer Palliativstation für AIDS-Patienten tätig wurde. Einige der Patienten sind mir bis heute in Erinnerung geblieben. Ihre Augen, ihre – oft wenigen – Worte und ihre Zuneigung haben mich gelehrt, was Respekt und vorbehaltlose Aufnahme für ein menschliches Wesen bedeuten.

Später wurde mir angeboten, die freiwilligen Helfer der Palliativstation und eines Obdachlosenheimes professionell zu betreuen. Diese Arbeit hat meinen Lebenshorizont um ein Vielfaches erweitert. Zugleich wurde ich mit extremen sozialen Grenzsituationen konfrontiert. Ich begann zu verstehen, dass meine Arbeit viel mehr war als eine reine Arbeit, dass sie eine Berufung beinhaltete, die am Geist des heiligen Johannes von Gott genährt werden musste. Deshalb vertiefte ich mich in das Leben des Heiligen, um meiner Arbeit einen tieferen Sinn zu geben, und öffnete mich seinem Charisma. Das half mir, mich bei meiner Tätigkeit zu orientieren und  meiner Fachlichkeit einen werteorientierten Stil zu geben.

Zur Zeit erfolgt meine Tätigkeit in einem größeren Rahmen. Ich kümmere mich um die Personalentwicklung in mehreren sozialen Einrichtungen. Die große Herausforderung, vor der ich stehe, ist “mich um Menschen zu kümmern, die sich um Menschen kümmern“. Ich tue dies mit Leib und Seele. Dabei ist für mich die Nähe und Unterstützung der Brüder grundlegend. Sie kümmern sich um mich, leiten mich an und bestärken mich in meinem Glauben. Ihr Vertrauen und ihre Treue zur Idee der Hospitalität hat dazu geführt, dass ich mich der Hospitalfamilie angeschlossen habe. Hier fühle ich mich berufen, als Mensch zu wachsen und zusammen mit den anderen den „heiligen Wahnsinn” von Johannes von Gott am Leben zu erhalten.