Carla Merli

 

365 ZEUGNISSE DER GELEBTEN GASTFREUNDSCHAFT

Freiwillige

Italien

Carla Merli

 

Mein Name ist Carla, ich bin 24 Jahre alt und komme aus Sizilien, Italien. Zweimal habe ich an einer Erfahrungsgruppe im Haus der Barmherzigen Brüder vom hl. Johannes von Gott in Genzano bei Rom teilgenommen, als Mitglied der Jugendgruppe meiner Pfarrei. Beim ersten Mal war meine Teilnahme bedingt durch den innigen Wunsch, mich auf die Probe zu stellen, doch war ich auch etwas in Sorge, da ich nicht wusste, was auf mich zukommen würde. Als wir zum Eingang des Hauses gelangten, hatte ich das Gefühl, an einem weltfremden Ort zu sein. Frater Massimo Scribano erklärte uns, wie die Einrichtung funktioniert und stellte uns den Heimbewohnern vor: vorwiegend Leute mittleren Alters und nur wenige junge Menschen, die sich hier zur psychiatrischen Behandlung und Rehabilitation befinden.

Sie wirkten sonderbar, waren verschwitzt und wollten uns gleich umarmen, als ob wir uns schon Ewigkeiten kennen würden: Wir waren verwirrt, fühlten uns fehl am Platz.

Ganz langsam, Schritt für Schritt, dank der Naivität und der Lebensfreude von Franco, Angelo, Marco, Tiziano und allen anderen, gewöhnten wir uns so sehr an ihre Art, dass sie uns kaum mehr auffiel; wir sahen nur noch ihre Zuneigung, die sie uns spontan schenkten und von uns erwarteten. Die Beziehungen vertieften sich dank auch der täglichen Aktivitäten, die wir gemeinsam mit den Heimbewohnern durchführten: Die einen machten Spieltherapie, die anderen pflegten ihr Beet, wieder andere kegelten oder malten.

Es war eine Erfahrung des Dienstes, die mit intensiven Momenten des Gebets und der innerlichen Auseinandersetzung einherging; eine Erfahrung, die mich gelehrt hat, mich nicht auf den äußeren Anschein zu beschränken, sondern immer darüber hinaus zu blicken: Jeder von uns hat eine eigene Geschichte, die es verdient gehört zu werden und ein eigenes Leben, das es zu leben gilt. 

 

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