Santiago Gonzalez

 

365 ZEUGNISSE DER GELEBTEN GASTFREUNDSCHAFT

Bruder

Spanien

Santiago Gonzalez

 

Die Gelegenheit, die ich hier habe, an meine Berufungsgeschichte zu denken, ist ein Anlass für mich zu beten und Gott Dank zu sagen, aber auch den schweren Zeiten, den Momenten der Einsamkeit und der Dunkelheit “ins Gesicht zu sehen”, kurz, der bitteren Tage zu gedenken, die sehr schwer für mich waren, auch wenn sie vergangen sind. Dazu ist jedoch auch zu sagen, dass ich heute nie und nimmer auf diese bitteren Tage verzichten würde, denn ich habe viel aus ihnen gelernt.

Wenn ich auf meinen Lebensweg zurückschaue, muss ich natürlich auch anerkennen, dass ich mehrmals glaubte, am Ziel angelangt zu sein bzw. meinen Platz gefunden zu haben, doch nur, um kurz später eine Wahrheit zu erkennen, die von der Volksweisheit bei uns wie folgt zum Ausdruck gebracht wird: “Wenn du glaubst, die Antworten, die du suchst, gefunden zu haben, erkennst du, dass sich die Fragen geändert haben.”

Damit will ich sagen, dass meine Berufung zum Barmherzigen Bruder ein steter Wandel war und ist, in dem ich mich jeden Tag neu entdecke und mich hinterfrage, in dem Bemühen zu verstehen und weiter zu gehen. Mit anderen Worten: Ich habe verstanden, auch wenn es mir schwerfällt, dass Berufung ein Weg ist und nicht ein Ziel. Ich hoffe nur, dass ich eines Tages die Früchte dieses Wegen kosten kann. Doch heute bin ich immer noch ein Mensch auf dem Weg, der hofft, eines Tages an sein Ziel zu gelangen oder um es mit einem Lied zu sagen: “Nichts als der Durst wird uns leuchten.” 

 

Torna alla pagina precedenteTorna alla home page