Lindern, mildern und vermindern. Mit diesen drei Worten im Kopf und im Herzen gehe ich auf jeden neuen Patienten in der Palliativstation unseres Krankenhauses zu, um ihn auf dem letzten Stück seines Lebensweges zu begleiten.

Wenn du zum ersten Mal einen Patienten besuchst und dann auch seine Angehörigen kennen lernst, versuchst du erst einmal nur Ruhe und menschliche Nähe zu vermitteln, in dem Bewusstsein, dass der letzte Lebensabschnitt eines Menschen ein kostbares Gut ist, das einzig und allein dem Betroffenen gehört. Er wird dir zeigen, wie er ihn gehen will, wann er das Bedürfnis hat, mit jemanden zu sprechen, wann er eine Liebkosung braucht. Als Freiwillige stehe ich voll und ganz zur Verfügung, aber es ist der Patient und seine Angehörigen, welche die Beziehung bestimmen, in die wir zueinander treten.

Trotzdem bleiben mit dem Vergehen der Tage und dem Vertiefen der Beziehung meine Anfangsintentionen immer dieselben. Irgendwie sind die drei zu Beginn erwähnten Worte ideal in dem Begriff “palliativ” miteinander verflochten. Durch unser Handeln werden sie zu Gefühlen und Emotionen des Kommens und Gehens. Unser Bestreben muss es sein, das Leben als Kommen und Gehen, als eine Hin- und Rückreise zu vermitteln. Gemeinsam mit den Patienten, mit allen Patienten, versuche ich:

Enttäuschungen zu lindern über Vorfälle, die immer noch weh tun;

Geist und Charakter zu mildern, indem Mitgefühl, Respekt und Toleranz in der Weltsicht Einzug halten;

Ängste zu vermindern, die eintreten, wenn ich sehe, mit welcher Kraft und Zähigkeit manche bis zuletzt sich dem Tod entgegensetzen.

Helfen hilft. Ich habe verstanden, dass ich, indem ich meinem Nächsten helfe, mir selbst helfe. Deswegen möchte ich in diesem Zeugnis all jenen danken, die mich in ihr Leben hineingelassen haben, genau dann, als ihr Leben zu Ende ging, oder besser gesagt, als ich sie zu einem neuen Leben begleiten durfte.