Briefe des heiligen Johannes von Gott
Briefe des Ordensgründers
Brief
an Luis Bautista
1 Im Namen unseres Herrn Jesus Christus und unserer Herrin,
der Unbefleckten Jungfrau Maria. Gott sei allen Dingen dieser Welt vorgezogen.
2 Ich erhielt den Brief, den Ihr mir aus Jaén geschrieben
habt. Über dessen Empfang habe ich mich sehr gefreut; wenngleich meine Freude
etwas beeinträchtigt wurde, als ich von dem Zahnschmerz erfuhr, den Ihr
erlitten habt denn all Euer Leiden bereitet mir Schmerz und Euer Wohlbefinden
Freude. 3 Ihr sagt mir, dass Ihr dort für Euer Problem keine Lösung gefunden
habt und nach Valencia gehen wollt. Ihr werdet schon sehen, was Ihr tun wollt.
4 Wegen der Eile, die ich habe, damit dieser Brief noch
weggeht, bleibt mir keine Zeit, um ihn Gott anzuempfehlen und doch ist es
notwendig, ihn Gott zu empfehlen mit der nötigen Zeit, um Euch einen Rat geben
zu können.
5 Nun, ich weiß, wie schwach Ihr oft seid, besonders was den
Umgang mit Frauen betrifft. Und so bin ich nicht sicher, ob es gut sein wird,
Euch hierher zu holen, denn Pedro ist noch nicht weggefahren, und ich weiß
nicht, wann er wegfahren wird, obwohl er oft sagt, dass er fahren wolle.
6 Wenn ich die Gewissheit hätte, dass Ihr hier Nutzen für
Eure Seele findet, und für alle, die mit Euch zu tun haben, so würde ich Euch
sogleich zu mir holen, aber ich fürchte, das Gegenteil wäre der Fall. Deshalb
glaube ich, wäre es besser, uns einige Tage einzuschränken, bis Ihr den
Beschluss gefasst habt, Mühen und Tage voller Leid zu durchleben, nur bedacht,
all das Gute zu tun, dessen Ihr fähig seid. Andererseits scheint es mir - wenn
Ihr auf diese Weise verloren gehen solltet - besser für Euch, nicht hierher zu
kommen. Aber in diesem Fall weiß Gott das Beste und die Wahrheit.
7 Deswegen erscheint es mir sinnvoll, dieses Anliegen vor
dem Weggang aus dieser Stadt ganz dem Herrn anzuempfehlen. Und ich tue hier
dasselbe, denn beide sind wir ja im Zweifel, was wir tun sollen, damit Gott,
der die Wahrheit und das Heil aller ist, uns beistehe und Rat schaffe, um das
Böse vorn Guten zu unterscheiden. Schreibt mir oft zu Eurer größeren
Sicherheit. In der Zwischenzeit informiert Euch dort bei den Pilgern, die
umherziehen und die Euch sagen werden, wie es um Valencia bestellt ist.
Mir kommen oft Zweifel, wie einem Menschen, der sich nicht
zu helfen weiß. Wenn Ihr aber - nach eingehender Prüfung - erkennt, dass Ihr
verloren gehen werdet, dann ist es besser, Ihr kommt hierher oder nach Sevilla
zurück, je nachdem wohin zu reisen Euch der Herr zu verstehen gibt. Wenn Ihr
nach Valencia geht, so besucht den Leib des hl. Vinzenz Ferrer.
8 Es scheint mir, Ihr treibt dahin wie ein Schiff ohne
Steuer. Mir kommen häufig Zweifel als einem Mann ohne Halt, denn wir sind alle
beide so, dass wir nicht wissen, was wir tun sollen, weder Ihr noch ich. Gott
ist der Wissende und der Helfer. Er gebe uns allen Hilfe und Rat.
9 Es dünkt mich, Ihr seid wie ein lockerer Stein; es wird
gut sein, dass Ihr Euch ein wenig das Fleisch abschabt und es Euch schlecht
ergeht, dass Ihr Hunger und Durst leidet und Schande und Erschöpfung und Ängste
und Mühsal und Ärger; all dies muss um Gottes willen ertragen werden, denn wenn
Ihr hierher kommt, müsst Ihr alles das um Gottes Liebe willen ertragen. Für
alles sollt Ihr Gott vielen Dank sagen, für das Gute und für das Böse.
10 Gedenkt unseres Herrn Jesus
Christus und seines geheiligten Leidens, der das Übel, das sie ihm antaten, mit
Gutem vergalt. So sollt Ihr, mein Sohn Bautista, handeln, wenn Ihr in das Haus
Gottes kommt.
11 Denn, wenn Ihr hier herkommt, müsst Ihr dies alles um der
Liebe Gottes willen leiden. Ihr habt viel zu gehorchen und noch viel mehr zu
leiden als Ihr gearbeitet habt - und Euch aufreiben, um die Armen und Kranken
zu heilen - und all dies um der Liebe Gottes willen. Denkt daran, dass es schon
an der Zeit ist, Euch für einen Stand zu entscheiden. Ihr wisst, dass Euch hier
das Tor offen steht und dass es mir Freude bereiten würde, Euch in geistig
fortgeschrittenem Zustand kommen zu sehen, als einen Sohn und Bruder.
12 Denkt jedoch daran, dass, wenn Ihr kommt, Ihr ganz und
mit allen Konsequenzen kommen - und Ihr Euch vor den Frauen wie vor dem Teufel
in acht nehmen, und Gott die Frucht Eurer Überwindung darbringen müsst, indem
Ihr Euren schlechten Lebenswandel aufgebt.
13 Denkt an den hl. Bartholomäus; sie zogen ihm die Haut ab,
und er nahm seine Haut auf die Schulter. Wenn Ihr kommt, so nur, um wirklich zu
arbeiten, nicht, um die Zeit totzuschlagen, denn, dem Lieblingssohn weist man
die schwersten Arbeiten zu. Bleibt alle Tage Eures Lebens mit Gott verbunden.
Hört immer die ganze Messe, beichtet - wenn möglich - oft und legt Euch keine
Nacht mit einer Todsünde zu Bett. Liebt unseren Herrn Jesus Christus über alles
auf der Welt, denn, wie viel Ihr ihn
auch liebt, er liebt Euch mehr, er übertrifft Eure Liebe. Bleibt immer in der
Liebe, denn wo keine Liebe herrscht, ist Gott nicht - wenngleich Gott überall
ist. Nehmt mir diesen Brief nicht übel; ich habe keine Zeit, Euch ausführlich
zu schreiben.
14 Was Euer Kommen betrifft, so richtet es ganz so ein, wie
es Euch am besten dünkt. Ich weiß nicht, ob unserem Herrn ein Dienst erwiesen
wird, wenn Ihr so bald in dieses Haus kommt, wie wir es gerne sähen, oder aber
ob Er möchte, dass Ihr dort, wo Ihr seid, leidet. Wenn Ihr es jetzt noch
vorzieht, ein wenig auf der Suche nach Abenteuern in die Welt hinauszufahren,
so wie die Indienfahrer es tun, dann tut das, was Gott Euch eingibt und achtet
darauf, dass IHM am meisten gedient werde. Aber unterlässt es nicht, mir zu
schreiben, wo immer Ihr Euch auch befindet.
15 Sobald ich kann, werde ich Eure Grüße Lebrija bestellen.
Euren Brief nahm ich schon zu Bautista ins Gefängnis mit, und er hatte viel
Freude daran. Ich sagte ihm, er möge unverzüglich schreiben, um den Brief
abzuschicken; jetzt werde ich sehen, ob er es getan hat.
16 Empfangt die Grüße von allen. Eure Grüße übermittelte ich
schon den Kleinen und den Großen, der Ortiza und dem Miguel. Pedro sagt, dass
Ihr, wenn Ihr kommt, mit ihm leben werdet, bis er weggeht. Und wenn er bleibt,
dann ebenfalls.
17 In diesem Brief bleibt nur noch, Euch zu sagen, Gott möge
Euch behüten und beschützen und Euch in seinen heiligen Dienst nehmen, so wie
auch alle anderen Menschen. Ich schließe, aber nicht ohne meinem Gebet für Euch
und für alle. Als letzten Hinweis sage ich Euch, dass es mir mit dem Rosenkranzgebet
sehr gut gegangen ist, und wenn Gott will, werde ich ihn beten, sooft ich kann.
18 Ich wiederhole Euch, dass Ihr, wenn Ihr seht, dass Ihr
auf dieser Reise verloren geht, das tun sollt, was Ihr für das Beste haltet.
Bevor Ihr aus dieser Stadt hinwegzieht, lasst ein paar Messen zum Hl. Geist und
zu den Hl. Drei Königen lesen, wenn Ihr die Mittel dafür habt. Und wenn nicht,
genügt der gute Wille. Und wenn dieser nicht ausreicht, möge Gottes Gnade
helfen.
19 Erzählt mir alles, was bei Euch dort vor sich geht. Mit
dieser Post schicke ich Euch einen verschlossenen Brief, den Euch zu übergeben
man mich gebeten hat. Ich habe ihn nicht geöffnet, um Euch ergeben zu sein. Ich
bin auch nicht sicher, ob er für Euch ist, oder für Bautista, der im Gefängnis
sitzt. Wenn er für jenen im Gefängnis ist, schickt ihn mir zurück, nachdem Ihr
ihn gelesen habt, damit ich ihn ihm aushändigen kann. Wenn Bautista seinen
Brief geschrieben hat, werde ich ihn Euch mit diesen beiden schicken. Nun lebt
wohl in Gott und wandelt seine Wege.
20 Ich, Johannes von Gott, der
geringste von allen Brüdern, der, wenn Gott es will, im Sterben liegen, immer
aber schweigen und auf Gott vertrauen möchte als ein Sklave unseres Herrn Jesus
Christus, eifrig bedacht, ihm zu dienen. Amen, Jesus. Wenngleich ich nicht so
ein guter Diener (Gottes) bin wie andere, da ich ihn noch viele Male beleidige
und verrate, so bereue ich doch dies alles von Herzen - obwohl ich es noch viel
mehr bereuen sollte. Gott möge mir verzeihen und die ganze Welt retten. y F 0
Das Original dieses Briefes befindet sich im Archiv des
Ordens, bei der Generalkurie auf der Tiberinsel in Rom.
Erster
Brief an Gutiérrez Lasso
1 Im Namen unsres Herrn Jesus Christus und unserer Herrin,
der Unbefleckten Jungfrau Maria. Gott werde allen Dingen dieser Welt
vorgezogen. Amen, Jesus. Gott behüte Euch, Guti6trez Lasso, mein Bruder in
Jesus Christus, Euch, Eure Familie und wen immer Gott es gefällt. Amen, Jesus.
2 Dieser Brief soll Euch davon in Kenntnis setzen, dass
ich, Gott sei Dank, gut ankam, und dass ich mehr als 5o Dukaten mitgebracht
habe. Mit dem, was Ihr dort habt, und mit dem, was ich bekommen habe, bringen
wir, so glaube ich, etwa 100 Dukaten zusammen. Wieder hier angekommen, habe ich
mich bemüht, etwa 3o Dukaten oder noch mehr aufzutreiben, denn alles ist immer
noch zu wenig. Ich muss immerhin mehr als 150 Personen versorgen; wenn gleich
Gott es ist, der sie täglich am Leben erhält. Wenn Ihr deshalb mit den 25
Dukaten, die Ihr dort noch habt, noch einiges mehr bekommen könnt, so wisst,
alles ist nötig. Wenn es jedoch nicht sein kann, dann grämt Euch deswegen
nicht. Schickt alle armen Verletzten, die es bei Euch gibt, zu mir.
3 Sendet mir bald die 25 Dukaten, denn diese und noch viel
mehr bin ich schuldig, und meine Gläubiger warten schon ungeduldig. Als Zeichen
diene ein Leinensäckchen, das ich Euch eines Abends gegeben habe, als wir beide
in Eurem Orangenhain spazieren gingen. Ich hoffe auf unseren Herrn Jesus
Christus, dass Ihr eines Tages im himmlischen Garten lustwandeln dürft.
4 Der Bote war in großer Eile, deshalb konnte ich keine Zeit
auf den Brief verwenden; zudem habe ich soviel Arbeit, dass mir nicht einmal
Zeit bleibt, ein Credo langsam zu beten.
5 Um der Liebe unseres Herrn Jesu Christi willen, schickt
das Geld genau und zuverlässig, denn ich benötige es dringendst. Grüßt und
empfehle mich um der Liebe unseres Herrn Jesu Christi willen der edlen,
tugendreichen und großherzigen Sklavin unseres Herrn Jesus Christus, Eurer
Gattin, die sich so sehr im Dienst unseres Herrn Jesus Christus bemüht, und der
Unbefleckten Jungfrau Maria, und die um der Liebe Gottes willen auch Euch,
Guti8rrez Lasso, ihrem Gemahl und Sklaven unseres Herrn Jesus Christus dient.
Amen, Jesus.
6 Ihr sollt auch Euren Sohn, den
Erzdiakon grüßen, der mit mir war und um dieses gesegnete Almosen bat, der der
geringste Sklave unseres Herrn Jesus Christus und der Unbefleckten Jungfrau
Maria ist,
immer beflissen, ihm zu dienen und wohl zu gefallen, ihm,
unserem Herrn Jesus Christus und seiner gepriesenen Mutter, der Jungfrau Maria,
unserer Herrin. Sagt ihm, er möge mir mit der Hilfe Gottes bald schreiben.
7 Schreibt auch Ihr mir, guter Edelmann und Bruder in Jesus
Christus. Grüßt Euere Söhne und Töchter und alle, die Ihr grüßen mögt. In
Málaga sollt Ihr den Bischof grüßen und ihm von mir berichten und all die
anderen, die Ihr gerne grüßen möchtet und die Ihr seht; denn ich bin
verpflichtet, für alle zu beten.
8 Was Euren Sohn betrifft, den guten Edelmann - ich glaube,
es ist der ältere -, so geschehe, was Gottes Wille ist. Möge es unser Herr
Jesus Christus sein, der die Dinge, Werke und Taten leitet und lenkt. Mir
scheint, wenn Gott es will, wäre es besser, ihn bald zu verheiraten, wenn er zu
heiraten wünscht. Wenn ich Euch auch sage, sobald wie möglich, so sollt Ihr
Euch deshalb nicht beunruhigen, denn Eure ganze Unruhe soll darauf gerichtet
sein, Gott darum zu bitten, ihm eine gute Frau zu schenken, denn er ist ja jetzt noch sehr jung. Nach der
Güte unseres Herrn Jesus Christus sei er an Weisheit jedoch schon gereift.
9 Jeder muss den Stand erwählen, den Gott ihm zuweist. Die
Väter und Mütter sollen sich jetzt nicht zu große Sorgen und Mühen deswegen
machen, sondern Gott bitten, er möge den Kindern den Stand der Gnade schenken,
ganz wie es ihm gefällt. Einer wird sich verheiraten, ein anderer wird Messe
lesen. Und so sage ich, dass ich nichts weiß, sondern dass Gott es ist, der
alles weiß.
10 Möge der Herr Jesus Christus Eure Wünsche erfüllen, und
zwar auf die Weise, wie ihm, unserem Herrn am meisten gedient wird. Er allein
weiß besser, was mit Euren Söhnen und Töchtern geschehen soll. Und alles, was
unser Herr tut, sollt Ihr als gegeben annehmen, und zwar als etwas Gutes.
11 Bekennen wir unsere Sünden und tun wir deshalb Buße, denn
alles Gute, das die Menschen tun, ist nicht ihr, sondern Gottes Verdienst. Gott
sei die Ehre und die Herrlichkeit, denn alles ist sein. Amen, Jesus. Es möge
unserem Herrn Jesus Christus gefallen, dass alles, was Ihr tut und alles, was
Eure Söhne und Töchter tun, zum Dienst unseres Herrn Jesus Christus und unserer
Herrin, der Jungfrau Maria, gereiche.
Unser Herr Jesus Christus möge nicht zulassen, dass Ihr
etwas tut, was ihm missfällt
12 Euer geringer Bruder Johannes von Gott, der, wenn Gott es
verfügt, sterben, immer aber schweigen und auf Gott vertrauen möchte, und der
das Heil aller ersehnt wie sein eigenes. Amen, Jesus.
Das Original dieses Briefes befindet sich im Archiv des
Ordens, bei der Generalkurie auf der Tiberinsel in Rom.
Zweiter Brief
an Gutiérrez Lasso
1 Dieser Brief
soll dem edlen, tugendreichen und großherzigen Ritter unseres Herrn Jesus
Christus, Gutiérrez Lasso, überreicht werden, dem Sklaven unseres Herrn Jesus,
immer darauf bedacht, ihm zu dienen. Amen, Jesus.
2 Im Namen unseres Herrn Jesus Christus und unserer Herrin,
der Unbefleckten Jungfrau Maria. Gott werde allen Dingen dieser Welt
vorgezogen. Amen, Jesus. Gott sei mit Euch, mein vielgeliebter Bruder im Herrn
Jesus.
3 Dieser gegenwärtige Brief soll Euch wissen lassen, in
welch großer Sorge und Notlage ich bin; Dank sei unserem Herrn Jesus Christus
für dies alles; denn Ihr sollt wissen, mein innigst geliebter Bruder in Jesus
Christus, dass es der Armen, die hier herkommen, sehr viele sind, so dass ich
selbst oft verwundert bin, wie sie erhalten werden können.
4 Aber unser Herr Jesus Christus sorgt für alles und gibt
uns zu essen; da ja allein für Holz täglich 7 oder 8 Reales ausgegeben werden
müssen, und, da diese Stadt sehr groß und sehr kalt ist, besonders jetzt im
Winter, sind die Armen, die zu diesem Haus Gottes kommen, zahlreich; insgesamt
- Kranke und Gesunde, Hilfskräfte und Pilger eingerechnet - sind es mehr als
einhundertzehn.
5 Da dies ein Haus für alle ist, werden alle Arten von
Kranken aufgenommen und auch alle Arten von Menschen. Es gibt hier deshalb
Versehrte, Verletzte, Aussätzige, Stumme, Verrückte, Gelähmte, mit Krätze
Behaftete, sehr alte Menschen und viele Kinder; überdies viele Pilger und
Reisende, deren Weg zu uns führt. Man gibt ihnen Feuer, Wasser, Salz und
Kochgeschirr, um sich ihr Essen zu bereiten.
6 Für all dies brauchen sie nichts zu bezahlen, aber unser
Herr Jesus Christus sorgt für alles; es gibt keinen Tag, an dem nicht für die
Versorgung des Hauses viereinhalb und manchmal fünf Dukaten nötig sind; dies
alles allein für Brot, Fleisch, Geflügel und Holz, ohne die Extraausgaben für
Medizin und Kleidung mitzurechnen.
7 An Tagen, an denen das Almosen nicht zur Deckung aller
Kosten ausreicht, nehme ich Geld zu leihen, und an anderen Tagen wird gefastet.
Und so sorge ich mich hier allein um Jesus Christus, denn ich schulde mehr als
2oo Dukaten an Ausgaben für Hemden,
Mäntel, Schuhe, Leintücher, Decken und viele andere Dinge, die notwendig sind
in diesem Haus Gottes, und auch für die Erziehung der Kinder, die man uns hier
lässt.
8 Deshalb mein vielgeliebter Bruder in Christus Jesus, da
ich mich in solcher Not sehe, wage ich mich oftmals nicht einmal mehr aus dem
Haus, wegen der Schulden, die mich bedrücken, während ich so viele Kranke, die
doch meine Brüder und Nächsten sind, in Not sehe. In vielfältiger Qual des
Leibes und der Seele gerate ich in große Traurigkeit, weil ich ihnen nicht
helfen kann. Dennoch setze ich mein Vertrauen auf Christus Jesus, dass er mich
von den Schulden befreien wird, denn er allein kennt mein Herz.
9 Und so sage ich Dir: Verflucht sei der Mensch, der auf
Menschen sein Vertrauen setzt und nicht auf Jesus Christus, denn von den
Menschen wirst du früher oder später im Stich gelassen. Jesus Christus allein
ist treu auf immer: er allein sieht alles vorher, ihm sei Dank gesagt für immer
und ewig. Amen, Jesus.
10 Mein vielgeliebter Bruder in Christus Jesus: ich habe
euch von diesen meinen Mühsalen und Nöten berichten wollen, weil ich weiß, dass
sie Euch Sorge bereiten, so wie auch mich Eure Leiden kümmern würden. Ich weiß,
dass Ihr unseren Herrn Jesus liebt und die Schmerzen seiner Kinder, der Armen,
nach empfindet; deshalb berichte ich Euch von diesen ihren Sorgen und Nöten und
den meinigen.
11 Wir setzen alles auf eine Karte, obgleich jeder seinen
Weg geht, so wie es Gott gefällt und er den Menschen führt; deshalb ist es
recht, dass wir uns alle bemühen. Deswegen, mein vielgeliebter Bruder in Jesus
Christus, lasst nicht nach, für mich zu beten, dass er mir die Gnade und Kraft
schenke, auszuharren und die Welt, den Teufel und das Fleisch zu besiegen, und
dass er nur Demut, Liebe und Geduld mit meinem Nächsten schenke.
12 Er lasse mich meine Schuld bekennen und dem Beichtvater
gehorsam sein, so dass ich fähig werde, mich meiner selbst zu entledigen und
nur Jesus Christus allein zu lieben. Ich will alles so für wahr halten, wie es
der Lehre der hl. Mutter Kirche entspricht, denn so glaube ich es wirklich und
wahrhaftig. Hier fahre ich nicht weiter, sondern beschließe alles mit meinem
Siegel und meinem Schlüssel.
13 Mein Bruder in Jesus Christus, es gereicht mir zur
Erholung, Euch zu schreiben, denn ich stelle mir vor, mit Euch zu sprechen und
Euch an meinen Nöten teilhaben zu lassen. Ich weiß, dass Ihr sie ebenso
empfindet, so wie ich es aus Euren Werken ersehen konnte, denn schon zweimal
bin ich in dieser Stadt gewesen, und Ihr habt mich wunderbar aufgenommen und
habt mir viel Zuwendung geschenkt. Unser Herr Jesus Christus vergelte Euch im
Himmel das gute Werk, das Ihr um seinetwillen für die Armen und für mich getan
habt. Jesus Christus vergelte es Euch. Amen, Jesus.
14 Mein Bruder in Christus, gebt meine Grüße an Euer ganzes
Haus und die Euch teuer sind weiter, an Eure vielgeliebten Kinder, besonders
dem Schulmeister, meinem geliebten Bruder im Herrn, ferner dem Bischof, meinem
Bruder und Vater in Jesus Christus, an Doña Catalina, meiner Gastgeberin und
Schwester im Herrn, und allen anderen, die Euch nahe stehen. Amen, Jesus.
15 Mein Bruder in Jesus Christus, ich schicke Euch diesen
jungen Mann vorbei, der diesen Brief mitbringt, welcher sich bezieht auf einen
aus Malaga gebürtigen jungen Mann, der in diesem Hospital gestorben ist, und
der diesem Haus ein gewisses Erbe vermacht hat, und zwar in Form eines
Weinbergs oder Pachtlandes, worüber er selbst Euch besser wird Auskunft geben
können, denn er hat von Anfang an die Verhandlungen übernommen.
16 Ich möchte, dass alles verkauft wird, denn ich brauche
dringend Geld, und jetzt wirft es pro Jahr nur wenig Zins ab. Deswegen, um der
Liebe unseres Herrn willen, wenn Ihr von jemandem wisst, der am Kauf
interessiert wäre, verkauft es dergestalt, dass derjenige, der es kauft, keinen
Verlust dabei hat, dass aber auch die Armen nichts verlieren, und dass alles
möglichst schnell abgewickelt werde, so dass derjenige, der jetzt diesen Brief
zu Euch bringt, schon mit dem Geld zurückkommen kann. Es handelt sich um eine
Person, zu der ich viel Vertrauen habe, und die meine ganze Vollmacht besitzt
und alle Schuldverschreibungen.
17 Verzeiht mir, dass ich Euch so viel Mühe bereite; eines
Tages wird Euch dies zur Ruhe im Himmel gereichen. Um der Liebe unseres Herrn
Jesus Christus willen vertraue ich euch diesen Handel an, denn mit dem Geld,
das er einbringen wird, werde ich einiges an Kleidung für die Armen kaufen
können, damit jene Gott für die Seele des Spenders bitten, und um Fleisch und
Öl bezahlen zu können. Man will mir keinen Kredit mehr gewähren, da ich schon
so viel schulde. Ich kann die Gläubiger jedoch noch vertrösten, indem ich ihnen
versichere, dass man mir bald von Malaga aus Geld schicken wird.
18 Ich will Euch jetzt nicht um Almosen bitten, denn ich
weiß, dass dort auch viele Arme sind, denen man helfen muss, sondern ich bitte
unseren Herrn, er schenke Euch das Heil der Seele, denn in diesem Leben voll
Elend und Not, ist das rechte Leben der Schlüssel für jenen, der sich zu retten
versteht, und alles darüber hinaus ist ein Nichts.
19 Euer ungehorsamer und geringer Bruder Johannes von Gott,
der, wenn Gott es verfügt, im Sterben liegen, immer aber schweigen und auf Gott
hoffen will, der das Heil aller wünscht wie sein eigenes. Amen, Jesus.
Granada, am 8. Januar 1 5 5
Das Original dieses Briefes befindet sich im Archiv des
Ordens, bei der Generalkurie auf der Tiberinsel in Rom.
Erster Brief
an die Herzogin von Sesa
1 Dieser Brief
möge der edlen und tugendreichen Herrin, Doña Maria de Mendoza, der Herzogin
von Sesa, ausgehändigt werden, der Gemahlin des großherzigen Herrn Gonzalo
Fernandez de Córdoba, dem tugendreichen und guten Edelmann und Diener unseres
Herrn Jesus Christus. Amen, Jesus.
Der Brief möge ihr persönlich übergeben werden in Cabra,
Córdoba, oder wo immer sie sich aufhält. Amen, Jesus.
2 Im Namen unseres Herrn Jesus Christus und unserer Herrin,
der Unbefleckten Jungfrau Maria. Gott werde allen Dingen dieser Welt
vorgezogen. Amen, Jesus. Gott beschütze Euch, vielgeliebte Schwester in Jesus
Christus, gute Herzogin von Sesa, Euch und alle in Eurer Begleitung, und wem
immer es Gott gefällt. Amen, Jesus.
3 Dieser Brief soll Euch, tugendreiche Herzogin, davon in
Kenntnis setzen, dass ich, sobald ich nach von Euch verabschiedete, nach
Alcalá, Jaén, kam, um dort Doña Francesca zu sehen, und dass ich mich von dort
aus nach Alcalá la Real begab, wo ich vier Tage lang sehr krank darniederlag.
Ich lieh mir drei Dukaten, um einigen sehr bedürftigen Menschen zu helfen, denn
ich traf alle Hauptleute von Alcalá in hellem Aufruhr gegen den Corregidor an.
Gleich nachdem ich gesund war, brach ich nach Granada auf, ohne in Alcalá um
Almosen zu bitten. Gott weiß um die Not, mit der mich die Armen erwarteten.
4 Meine gute Herzogin und Schwester in Jesus Christus, das
Almosen, das Ihr mitgabt, werden die Engel im Buch des Lebens aufzeichnen.
Der Ring ist gut verwendet worden, denn zwei Arme, die
gerade ankamen, konnten mit dem Erlös bekleidet und mit einer Decke versorgt
werden. Dieses Almosen steht nun vor unserem Herrn Jesus Christus und bittet
für Euch. Die Albe und die Kerzenleuchter legte ich in Eurem Namen auf den
Altar, damit Ihr in allen Messen und Gebeten teilhabt an ihrer Frucht. Möge
unser Herr uns deshalb als Lohn den Himmel schenken. Gott vergält Euch den
guten Empfang, den Ihr und all Euer Gesinde mir bereitet habt. Der Herr nehme
Eure Seele in den Himmel auf und die Seelen aller, die in diesem Hause wohnen.
5 Den Herren von Andalusien und Kastilien bin ich zu großem
Dank verpflichtet, aber noch viel mehr dem guten Herzog von Sesa und all den
Seinigen. Gewaltig ist die Nächstenliebe, die ich in seinem Haus erleben
durfte. Gott vergelte es ihm für all die Male, die er mich aus Not und
Unbedarftheit errettet hat. Unser Herr Jesus Christus möge ihm Segen in Fülle
schenken.
6 Gute Herzogin, Ihr versteht schon, dass ich das, was Ihr
mit anempfohlen habt, immer in meinem Herzen bewahre. Gott werde immer allen
Dingen dieser Welt vorgezogen, indem wir nur auf Jesus Christus vertrauen, der
die alleinige Sicherheit ist. Ich, Johannes von Gott, glaube, dass, wenn Gott
es verfügt, der Herzog bald an Leib und Seele gesund wieder zurückkommen wird.
Wenn er kommt, dann fragt ihn das, was ich Euch gesagt habe, und Ihr werdet
sehen, ob es die Wahrheit ist. Vertraut allein auf Jesus Christus. Verflucht
sei der Mensch, der auf Menschen sein Vertrauen setzt. Denn von den Menschen
wird man im Stich gelassen, Jesus allein ist treu und ewig. Alles vergeht, mit
Ausnahme der guten Werke.
7 Gute Herzogin, seid immer auf der Hut, denn, wenn wir es
recht sehen, befinden wir uns in einem dauernden Krieg mit dieser Welt, mit dem
Teufel und mit dem Fleisch. Und immer ist es nötig, auf der Hut zu sein, denn
wir wissen die Stunde nicht, in der Er selbst an die Tür unserer Seele klopfen
wird und uns so, wie er uns dann antrifft, richten wird.
8 Wenn Ihr Euch schlafen legt, gute Herzogin, bezeichnet
Euch mit dem Zeichen des Kreuzes, erneuert Euren Glauben, sprecht ein Credo,
ein Vaterunser, ein Ave Maria und ein Salve Regina, denn dies sind die vier
Gebete, die die hl. Mutter Kirche uns zu beten lehrt. Tragt dies auch Euren
Hofdamen und Bediensteten auf. Ich glaube, dass Ihr es tut, denn, als ich bei
Euch war, sah ich die Eurigen die christliche Lehre wohl befolgen.
9 Ihr werdet nun recht traurig sein, meine Schwester, gute
Herzogin von Sesa, denn man hat mir gesagt, dass Don Alvaro und Don Bernardino
sich von Euch entfernt haben. Jesus Christus möge mit ihnen sein und sie führen
und leiten und wieder zu Euch zurückgeleiten, zu Euch, ihrer tugendreichen und
demütigen Mutter Doña Maria de Mendoza. Seid nicht traurig deswegen, tröstet
Euch allein mit Jesus Christus. Sucht keinen Trost in diesem Leben, sondern nur
im Himmel, und wenn Er ihn Euch hier schon gewähren möchte, dann sagt ihm dafür
Dank.
10 Wenn Ihr Euch im Leid befindet, nehmt Eure Zuflucht zum
Leiden des Herrn und seinen kostbaren Wunden und Ihr werdet Trost erfahren.
Seht, wie sein ganzes Leben nur aus Mühen bestand, um uns ein Beispiel zu
geben. Tagsüber predigte er, und während der Nacht betete er. Und wir arme
Sünder und elende Erdenwürmer - weshalb richten wir unser Augenmerk nur auf
Ruhe oder Reichtum? - Selbst wenn die ganze Welt unser wäre, würden wir nicht
in einem Punkt gebessert oder uns auch nur mit dem zufrieden geben, was wir
haben. Nur der ist zufrieden, der, losgelöst von allen Dingen, Jesus Christus
liebt. Indem Ihr alles für Jesus Christus hingebt, so wie Er es tat, und wie
Ihr, gute Herzogin, es immer mehr zu tun wünscht, zeigt Ihr, dass Ihr Jesus
Christus mehr liebt als diese Welt und in Ihn Euer Vertrauen setzt und in Ihm
alle liebt, damit sie gerettet werden.
11 0´ gute Herzogin, wie die keusche Taube seid Ihr allein
und entfernt von dieser Stadt, weit weg vom Treiben des Hofes in Erwartung
Eures guten Herzogs, Eures großmütigen und demütigen Gatten, versunken ins
Gebet und Almosen spendend und allen wohltuend, damit ein Teil diesen unseren
guten Herzog von Sesa erreicht und damit Christus ihn vor den Gefahren des
Leibes und der Seele schützen möge. Gefalle es Gott, ihn bald wieder zu Euch zu
bringen, und Euch reiche Gnade zu schenken, damit Ihr immer ihm dient, ihn
liebt und ihm alles schenkt zu seiner größeren Ehre.
12 Viel verdankt Euch der Herzog, denn immer betet Ihr für
ihn und habt soviel Sorge und Mühe, um das Haus zu bestellen. Auf diese Weise
tut Ihr die Werke der Barmherzigkeit, indem Ihr den Euren zu essen und Kleidung
gebt. Einige sind alt und andere sind jung. Was würde aus ihnen allen ohne
Euch, aus diesen Mädchen und Damen, aus den Waisen und Witwen? Alle sind
verpflichtet, Euch zu dienen und Euch treu zu sein, und Ihr, ihnen Gutes zu
tun, denn Gott liebt alle.
13 Wenn wir recht bedenken würden, wie groß das Erbarmen
Gottes ist, so würden wir nie unterlassen, das Gute zu tun. Wenn wir um seiner
Liebe willen den Armen das weitergeben, was Er uns gibt, verspricht er uns das
Hundertfache in den Seligpreisungen. 0 seliger Besitz und heiliger Wucher! Wer
gäbe nicht alles, was er hat, diesem göttlichen Kaufmann, der mit uns einen so
guten Handel macht und uns mit ausgebreiteten Armen bittet, uns zu bekehren und
unsere Sünden zu beweinen; und zuerst unsren Seelen und dann denen unserer
Mitmenschen Liebe zu erweisen. Wie das Wasser das Feuer zum Erlöschen bringt,
genauso ist es mit der Liebe und der Sünde.
14 Meine Schwester in Jesus Christus, Ihr sollt wissen, dass
ich in einer großen Notlage bin, wie mein Mitarbeiter Angulo Euch bestätigen
kann. Ich erneuere zur Zeit das ganze Haus, das voll Schäden und in einem üblen
Zustand ist. Mit diesem Werk befinde ich mich in einer großen finanziellen Not.
Deswegen habe ich beschlossen, nach Zafra (Badajoz) zu schreiben, an den Grafen
von Feria und an den Herzog von Arcos, da ja der Meister Avila sich dort
befindet, der ein guter Fürsprecher sein wird. Und sie werden mir sicher eine
Hilfe zukommen lassen, um aus dem Gröbsten herauszukommen. Ich vertraue darauf,
dass sie es mit der Hilfe unseres Herrn Jesus Christus tun werden.
15 Meine Schwester, immer falle ich Euch zur Last, aber ich
hoffe auf Gott, der eines Tages die Ruhe unserer Seele sein wird. Ich will Euch
sagen, dass ich an jenem Tag, als ich in Córdoba war und durch die Stadt ging,
ein Haus fand, das sich in einer großen Notlage befand, in dem zwei junge
Frauen wohnen, deren Vater und Mutter bettlägerig und auch seit zehn Jahren
gelähmt sind. In solcher Armut und Trübsal fand ich sie vor, dass sie mir fast
das Herz brachen. Sie waren kaum bekleidet, in unsäglicher Qual und nur auf
einem Strohlager. Ich half, so gut ich konnte, denn ich war in Eile, um mit
Meister Avila zu verhandeln, aber ich konnte ihnen nicht so helfen, wie ich
gerne gewollt hätte.
16 Meister Avila hieß mich sofort aus der Stadt gehen und
nach Granada zurückkehren. In dieser Eile überließ ich diese Armen der Obhut
gewisser Personen, und sie müssen es wohl vergessen haben, oder sie wollten und
konnten nicht mehr tun. Die Betroffenen haben mir einen Brief geschrieben, der
mir sehr zu Herzen ging wegen seines tragischen Inhalts. Ich befinde mich in
einer so großen Notlage, dass ich an dem Tag, an dem ich die Arbeiter zahlen
sollte, einige Arme ohne Essen lassen musste. Gott weiß es, und ich sage es
Euch, dass ich mich ohne einen Heller befinde. Den letzten Pfennig gab ich
Angulo auf den Weg mit.
17 Gute Herzogin, ich möchte, wenn Gott es will, dass Ihr
dieses Almosen gewinnen möget, für jene, die es verloren haben. Es sind vier
Dukaten - drei sind für jene Armen gedacht -, damit sie sich Decken und
Kleidung kaufen können. Denn mehr ist eine Seele wert als alle Schätze der
Welt, und diese armen Mädchen mögen nicht sündigen wegen einer so geringen
Angelegenheit. Das restliche Geld wird für Angulo sein, meinen Begleiter, damit
er nach Zafra hin und zurückkomme kann. Ich erwarte ihn sehnsüchtig und hoffe,
er kommt mit einer Hilfe oder mit einem Almosen. Ihr seid Euren Vasallen mehr
verpflichtet als den Fremden - obwohl alles Gewinn bedeutet -, ob Ihr nun dort
gebt oder hier. Wenn Ihr nichts hättet, um das Almosen zu geben, dann sollte
Angulo zwei Malter Weizen verkaufen in Alcaudete, und wenn Ihr sie ihm geben
wolltet, dann weiß er schon, was er tun muss und wo jene Armen leben.
18 Meine Schwester, übermittelt meine Grüße und besten
Wünsche Eurer Hausverwalterin in Valladolid und all diesen Hofdamen - jener,
die singt - und allen in Eurem Haus, besonders Mosé Juan. Unser Herr Jesus
Christus bewahre Euch, meine gute Herzogin. Euer geringer und ungehorsamer
Johannes von Gott, der, wenn Gott es verfügt, sterben, immer aber schweigen und
auf Gott vertrauen möchte, der das Heil aller wie auch sein eigenes erhofft.
Amen, Jesus.
19 Gute Herzogin, wenn Ihr ihm ein Almosen gebt, gebt ihm
einen Brief von zwei Absätzen mit, damit er ihn mir bringt, und damit ich weiß,
ob Ihr alles getan habt. Auch das mit dem Weizen wird mit der Zeit geregelt
werden können. Fertigt den Angulo bald ab mit dem, was Gott möchte und befiehlt
und mit dem, was Ihr geben wollt. Amen, Jesus.
Das Original dieses Briefes ist nicht mehr vorhanden; eine Kopie, die
beim Seligsprechungsprozess verwendet wurde, befindet sich im Archiv des
Ordens, bei der Generalkurie in Rom.
Zweiter
Brief an die Herzogin von Sesa
1 Im Namen unseres Herrn Jesus Christus und unserer Herrin,
der Unbefleckten Jungfrau Maria. Gott werde allen Dingen dieser Weit
vorgezogen. Amen, Jesus. Meine vielgeliebte Schwester in Jesus Christus, edle,
tugendreiche, großherzige und demütige Herzogin von Sesa: Gott beschütze und behüte
Euch und alle, denen er seine Liebe schenken will. Amen, Jesus.
2 Dieser Brief soll euch zeigen, wie es mir geht, und Euch
Anteil haben lassen an meinen Sorgen, Nöten und der Angst meines Herzens, die
von Tag zu Tag zunimmt. Jeden Tag vergrößern sich die Schulden und die Zahl der
Armen in ungeheurer Weise. Die Armen kommen nackt und ohne Fußbekleidung,
verwundet und in einem elenden Zustand. Dies macht nötig, dass ein oder zwei
Männer für ihre Sauberkeit sorgen; diese Arbeit wird den ganzen Winter bis zum
kommenden Mai andauern.
3 Also, meine Schwester in Jesus Christus, diese meine
Sorgen nehmen von Tag zu Tag immer mehr zu. Dem Herrn Jesus Christus gefiel es,
seine geliebte Doña Francesca, die Tochter des Don Bernardino und die Nichte
des Marqués de Mondéjar zu sich zu nehmen. Während sie auf dieser Erde weilte,
tat sie mit der Hilfe unseres Herrn Jesus Christus immer viel Gutes an den
Armen, so dass alle, die sie um der Liebe Gottes willen anflehten, nie ohne
Almosen blieben und niemand ungetröstet von ihr wegging. Andererseits hatte
diese Gott wohlgefällige Jungfrau die Gabe so guter Worte.
4 Sie gab ein so herrliches Beispiel und war so fest in der
christlichen Lehre verankert, dass alle Dinge, die sie tat, ein ganzes Buch
erfordern würden, wenn man es aufschriebe. Trotzdem werde ich eines Tages
ausführlicher über die Taten dieser gesegneten Jungfrau, Doña Francesca,
schreiben, die der Herr nun zu sich holen wollte, wo sie sich der Gesundheit
und des Lebens erfreute, so wie wir es glauben und Grund dafür haben nach
alldem, was wir an ihr erfahren haben. Wenn man ihre Liebe zu Gott betrachtet,
ihre guten Werke und sah, wie die Gnade unseres Herrn Jesus Christus in ihr
wirkte, und wie viel Gutes sie allen tat in Rat und Almosen - denn für alle und
für alles gab ihr Jesus Christus Gnade -, so ist sie also sicher wegen ihres
Lebenswandels, den wir, die wir sie kannten, beurteilen konnten, sicher mit
unserem Herrn Jesus Christus, mit allen Engeln und mit dem ganzen himmlischen
Hofstaat vereint.
5 Ihren Tod haben alle sehr tief empfunden, die sie gekannt
haben - Reiche und Arme -, und mit noch viel mehr Grund müsste ich ihn
empfinden wie kein anderer sonst, wegen des Rates und Trostes, den sie mir
immer schenkte, denn wie immer - wie untröstlich ich auch immer in ihr Haus kam
-, nie ging ich ohne Trost und gutes Beispiel fort. Und wenn unserem Herrn
gedient würde, indem er sie von uns nahm, sei er für immer gepriesen. Denn er
weiß allein, was er tut und was wir brauchen, besser als wir es denken können.
6 Vielgeliebte Schwester in Jesus Christus, ich habe Euch
dies alles von meinen Nöten und meiner Herzensangst und meinem Leid sagen
wollen, weil ich weiß, dass Ihr Mitleid habt mit mir, so wie ich es mit Euch
und Euren Dingen hätte. Viel schulde ich Euch, gute Herzogin. Nie werde ich die
gute Aufnahme vergessen, und all das Gute, das Ihr mir tatet, weit mehr als ich
verdiene.
7 Unser Herr Jesus Christus
vergelte Euch im Himmel all das Gute und bringe Euch Euren guten Herzog von
Sesa und Euren demütigen Diener bald zurück und spende Euch reichen Segen,
damit Ihr ihm dient und ihn über alle Dinge dieser Welt liebt. Vertraut nur auf
Jesus Christus, dass er bald gesund an Leib und Seele zurück kommen wird. Habt
keine Angst, seid nicht ohne Trost, denn von jetzt ab werdet Ihr mehr Freude
empfangen, als es bisher der Fall war. Ihr werdet merken, dass es die Wahrheit
ist, was ich Euch sagte, indem ich nur auf Jesus Christus vertraue. Gott sei
vor allen Dingen dieser Welt, denn ich weiß nichts, und Jesus Christus weiß
alles. Und mit Seiner Hilfe werdet Ihr bald getröstet werden mit der Rückkehr
Eures demütigen Gatten, den ich so sehr liebe und dem ich so viel verdanke ihm
und seinem ganzen Haus.
8 Wie viele Male hat er mir in bitterer Not geholfen, hat
mich getröstet mit seinem Almosen, das die Engel des Himmels im Buch des Lebens
verzeichnet haben, dort nämlich, wo er einen großen Schatz aufgehäuft hat, so
dass Ihr, gute Herzogin, wenn Ihr dorthin gelangt, sowie auch Euer Gemahl, auf
ewig des himmlischen Lichts sich erfreuen werden. Unser Herr Jesus Christus
möge ihn (Euren Gatten) bald zu Euch zurückführen, Euch reichen Segen gewähren,
damit Ihr ihn preist und ihm dankt, wie Ihr es ohnehin zu tun pflegt, und wenn
er uns zuweilen Mühsal schickt, so ist es zu unserem Besten und dass wir noch
mehr Gnade verdienen.
9 Ich finde keinen besseren Trost in der Not, als unseren
gekreuzigten Herrn Jesus zu betrachten, an Seine heiligste Passion zu denken,
an seine Qualen und die Todesangst, die er in Seinem Leben für uns Sünder,
Übeltäter, Undankbare und Unbekannte auf sich genommen hat, desgleichen im
Blick auf das Lamm Gottes ohne Makel, das schuldlos so viel Leid auf sich
genommen hat. Weshalb wollen wir Genuss und Ruhe in dieser Erde suchen, wo man
unserem Herrn Jesus Christus so großes Leid zufügt, der uns erschaffen und
erlöst hat? Welcherart ist eigentlich unsere Erwartung?
10 Und so, gute Herzogin, wenn wir es recht besehen, ist
dieses Leben nichts anderes als ein fortwährender Kampf, ein Leidensweg,
während wir hier in diesem Jammertal sind, in diesem Exil, in dauernder Fehde
gegen die drei Todfeinde, die da sind. die Welt, der Teufel und das Fleisch.
11 Die Welt lockt uns mit Laster und Reichtum, verspricht
langes Leben, gaukelt uns vor, schau her, du bist doch noch jung, gib dich dem
Vergnügen hin, im Alter wirst da dich dann schon bessern.
12 Der Teufel, der uns alle Arten von Netzen und
Fallstricken auslegt, Netze, in die wir fallen und uns nicht mehr
zurechtfinden, und uns nicht mehr um die Liebe kümmern. Dafür verlegen wir
unsere ganze Sorge auf die zeitlichen Güter, erinnern uns nicht mehr an Gott
und kümmern uns nicht mehr darum, unsere Seele rein zu erhalten und gute Werke
zu tun. Wenn wir also von einer Sorge befreit sind, geraten wir schon in die nächste;
oder aber, wir nehmen uns vor, nach Abschluss einer Angelegenheit endlich unser
Leben zu bessern, und so geschieht es ein um das andere Mal, und :nie gelingt
es uns, diesen Fallstricken des Bösen zu entkommen, bis zur Stunde des Todes,
wo uns alles falsch und nutzlos erscheint, was die Welt und der Teufel
versprechen. Und wenn uns dann der Herr so vorfindet, wird er uns entsprechend
richten. Darum wäre es gut, uns zuzeiten zu bessern, und es nicht so zu halten
wie jene, die da sagen- »morgen«, »morgen«, und die niemals anfangen.
13 Der andere noch größere Feind, der wie ein Dieb Haus und
Besitz umstellt, gaukelt uns unter schönen Worten und guten Vorsätzen einiges
vor und versucht, uns ins Verderben zu stürzen. Dieser Feind ist das Fleisch,
oder unser Körper, der nur gut essen und trinken, sich schön kleiden, gut
schlafen, wenig arbeiten und nur in Luxus und Angeberei leben möchte.
14 Gegen diese drei Feinde benötigen wir die Hilfe, Gunst
und Gnade Jesu Christi. Wir müssen uns unserer Selbst entledigen, um der Fülle
willen, die Jesus Christus ist, unser ganzes Vertrauen nur auf ihn setzen, die
Wahrheit und all unsere Sünden dem Beichtvater bekennen, die Buße verrichten,
die er uns auferlegt, und uns vornehmen, um Christi willen, niemals mehr zu sündigen.
Und wenn wir doch wieder in Sünde fallen, oft beichten.
15 Auf diese Weise werden wir die Feinde, von denen ich
gesprochen habe, besiegen können. Nicht, weil wir unser Vertrauen auf unsere
Kraft setzen, denn wir würden tausendmal am Tag erneut in Sünde fallen, sondern
weil wir vielmehr unser ganzes Vertrauen allein in Jesus Christus sehen. Nur um
Seiner Liebe und Güte willen wollen wir nicht schlecht von anderen sprechen,
noch ihnen Schaden zufügen, sondern für unseren Nächsten das wünschen, das wir
selber für uns wünschen. Ferner wollen wir ersehnen, dass alle gerettet werden
und nur Jesus lieben und ihm dienen, und zwar um Seiner selbst willen und nicht
aus Furcht vor der Hölle. Der Beichtvater soll nach Möglichkeit ein gütiger,
gelehrter Mann sein mit gutem Ruf und Lebenswandel. Dies alles, meine Schwester
in Jesus Christus, wisst Ihr besser als ich, und wenn Ihr mir einen guten Rat
zukommen lassen wollt, so werde ich ihn von Herzen gern aufnehmen, wie von
einer Schwester in Jesus Christus.
16 Und nun, meine vielgeliebte und verehrte Schwester,
möchte ich Euch fragen, wie Ihr Euch befindet und wie es Euch ergeht, nachdem
Don Alvaro und Don Bernardino Euch verlassen haben, euere so sehr edlen und
tugendreichen Onkel und Brüder, die in Jesus Christus auch die Uneinigen sind,
und denen ich von Herzen zugetan bin. Gott lohne ihnen die gute Aufnahme, die
sie mir immer bereiteten, wo immer ich mich befand. Unser Herr nehme vorn
Himmel aus ihre Seelen entgegen, und er führe sie heil und wohlbehalten zu ihrer
edlen, demütigen großherzigen und tugendreichen Mutter, Doña Maria de Mendoza
zurück, die immer bestrebt ist, unserem Herrn Jesus Christus zu dienen und zu
gefallen.
17 Ich hätte gerne Nachricht darüber, wie sie sich befinden,
und wie sie ankamen, sowie auch gute Nachricht von Eurem demütigen Gatten, dem
guten Herzog, um dessen Wohlergehen ich so sehr besorgt bin, so dass ich gerne
erfahren möchte, wie es ihm geht, und an welchem Ort er sich befindet. Möge es
unserem Herrn Jesus Christus gefallen, ihn bald und gesund an Leib und Seele zu
uns zurückzuführen, ihn, seine ganze Begleitung und alle, die Gott lieben.
Amen, Jesus.
18 0 meine vielgeliebte, gute und demütige Herzogin, meine
Schwester! Wie einsam und abgeschlossen seid Ihr in diesem Schloss von Baena
(Cöódoba), umgeben von Eurem tugendhaften Gesinde und den ehrenwerten
Dienerinnen, die Tag und Nacht arbeiten und spinnen, damit sie nicht müßig
dasitzen und die Zeit vergeuden. Möchtet Ihr Euch doch unsere Herrin, die
Unbefleckte Jungfrau Maria, zum Vorbild nehmen, die, obwohl sie Mutter Gottes
und Königin der Engel und Herrin der Welt ist, den ganzen Tag arbeitete und
webte, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, und die nachts und zeitweise auch
tags in ihrer Abgeschlossenheit betete, um uns zu verstehen zu geben, dass wir
nach der Arbeit unserem Herrn Jesus Christus Dank sagen sollen, weil er uns so
großes Erbarmen zeigt, indem er uns nährt, tränkt und kleidet und uns
unverdienterweise alle Dinge schenkt. Aber wenn er seinen Segen nicht spenden würde,
was würde all unsere Arbeit, Schlauheit und Klugheit bewirken?
19 So fahrt also fort zu arbeiten und Euch um Werke des
Erbarmens zu bemühen. Lasst all die Eurigen in christlicher Lehre unterweisen,
haltet sie an, die Gebete zu sprechen, die die heilige Mutter Kirche uns zu
beten lehrt. Unterweist diejenigen, die sie nicht kennen. Denkt immerfort an
das Leiden unseres Herrn Jesus Christus, an Seine kostbaren Wunden, und sagt
ihm, dass ihr ihn allein mehr liebt, als alle Dinge dieser Weit, und dass ihr
das liebt und verehrt, was Er liebt, und das verabscheut, was er verabscheut,
und dass ihr um seiner Liebe und Güte willen und nicht aus irgendeinem anderen
Interesse heraus das Gute tun und den Armen und Bedürftigen Nächstenliebe
erweisen sollt.
20 Nun, meine Schwester, verzeiht mir die Weitschweifigkeit,
mit der ich Euch immer schreibe, obgleich ich Euch immer noch nicht alles
schreibe, was ich Euch gerne sagen möchte, denn ich bin in Bedrängnis und sehe
sehr schlecht, und ich bin in großer Not, was Euch unser Herr Jesus Christus zu
verstehen geben möge. Mit diesem Werk, das ich begonnen habe, bin ich sehr in
Sorge, denn ich bin gerade dabei, das ganze Hospital zu erneuern. Es gibt so
viele Arme und so hohe Ausgaben, und wir haben ja keinerlei Einkommen, aber
unser Herr Jesus Christus wird für uns sorgen, denn ich allein vermag nichts.
21 Ich würde gerne bald in diesen Teil von Andalusien reisen
bis Zafra (Badjoz) und Sevilla, aber ich kann nicht, bevor ich dieses Werk hier
beendet habe, damit es nicht vor die Hunde geht. Und andrerseits bin ich so im
Druck und in so großer Bedrängnis, dass ich weder ein noch aus weiß.
22 Und so, vielgeliebte Schwester in Jesus Christus, schicke
ich Angulo zu Euch, damit er das Getreide entweder verkaufe oder mitbringe, je
nachdem es euch besser dünkt. Schließlich und endlich benötige ich ganz
dringend Geld für dieses Werk und um einige Schulden zu begleichen, die uns
ruinieren. Da ich auch nicht weiß, womit ich diejenigen bezahlen soll, die es
(das Getreide) bringen werden, weil die Kosten so hoch sind, scheint es mir
besser, es zu verkaufen. Seht also Ihr, meine Schwester, zu, was Euch besser
erscheint. Angulo bringt den Beleg für den Weizen und meine Vollmacht, die ich
von einem Schreiber anfertigen ließ. Um der Liebe unseres Herrn Jesus Christus
willen, möge er doch nicht ohne irgendeine Art von Hilfe kommen, denn, sobald
Angulo zurückkommt, werden wir nach Sevilla und Zafra aufbrechen, um den Grafen
von Feria und den Herzog von Arcos zu besuchen, da sich jetzt der Meister Avila
bei ihnen aufhält. Vielleicht ist es so der Wille unseres Herrn Jesus Christus,
und sie können mir in irgendeiner Hinsicht Erleichterung verschaffen. Besser
ist es, selber zu gehen und keine Briefe zu schreiben, denn diese Herren haben
so viel zu tun und so viele Armen mit Almosen zu versorgen, so dass, wenn einer
nicht direkt vor ihnen steht, sie es wieder vergessen, wozu sie gesandt waren,
was mich nicht erstaunt, denn diese Herren werden richtiggehend von den Armen
verfolgt und dauernd belästigt. Der Meister Avila hat mich außerdem durch
Angulo wissen lassen, dass ich dorthin kommen soll.
23 Meine Schwester in Jesus Christus. Der Herr vergelte Euch
im Himmel das Almosen, das Ihr Angulo für die Armen gegeben habt, und für seine
Ausgaben auf dem Weg, die vier Dukaten betragen haben. Er hat mir schon alles
berichtet und auch, wie sehr Ihr Anteil an meinen Mühen nehmt. Verzeiht mir,
dass ich nicht bei Euch vorbeikommen kann wegen einiger Briefe. Deshalb, meine
vielgeliebte Schwester in Jesus Christus, bitte ich Euch um der Liebe unseres
Herrn Jesus Christus willen, Euch meine Mühen, Ängste und Nöte zu Herzen gehen
zu lassen, damit der Herr Euch und Eurem Tun sein Erbarmen in dem Maße - wie es
ihm gefällt - zuwenden möge. Amen, Jesus.
24 Meine Schwester und gute Herzogin! Übermittelt meine
Grüße Eurer tugendhaften Hausverwalterin, sie möge Gott für mich bitten, denn
so werde auch ich es für sie tun; grüßt ferner alle demütigen und tugendreichen
Frauen und Damen Eures edlen Hauses, sie mögen für mich beten, denn ich bin in
einem gewaltigen Kampf und Krieg. Desgleichen übermittelt meine Grüße meinem
lieben Bruder, dem Hochwürdigen Johannes, er möge mit schreiben, wie es ihm
geht, ferner Grüße an alle Diener und Herren Eures edlen Hauses.
25 Alle mögen unseren Herrn Jesus Christus bitten, er
schenke mir Gnade und Kraft, die Welt zu bestehen, den Teufel und das Fleisch
zu besiegen, seine heiligen Gebote zu halten und das für wahr zu halten, was
die heilige Mutter Kirche für wahr hält; meine Sünden in echter Zerknirschung
zu bereuen und die mir durch den Beichtvater auferlegte Buße zu tun, Jesus
allein zu lieben und ihm zu dienen. Dies alles werde ich auch für sie erbitten,
Doña Isabel, der Musikkünstlerin, übermittelt auch meine Grüße, sagt ihr, unser
Herr Jesus Christus möge ihr schenken, in der Tugend immer mehr Fortschritte zu
machen.
26 Zu Euch kommt Johannes von Avila, mein Begleiter, obwohl
ich ihn immer Angulo nenne, ist sein wahrer Name doch Johannes von Avila. Meine
vielgeliebte Schwester, gute Herzogin von Sesa, schickt mir einen anderen Ring
oder irgendein Stück Eures Besitzes, um es verpfänden zu können. Der andere
Ring ist hier gut aufgehoben, Ihr habt ihn als Schatz für den Himmel. Sagt der
demütigen Hausverwalterin und allen Hofdamen und Damen Eures Gesindes, wenn sie
irgend etwas aus Gold oder Silber haben, das sie für die Armen schicken können,
und somit im Himmel einen Schatz haben, dann mögen sie es mir zukommen lassen,
dass ich mich ihrer erinnere. Unser Herr Jesus Christus behüte und beschütze
Euch, gute Herzogin, sowie alle Menschen Eures Gesindes, und alle Menschen
seines Erbarmens. Amen, Jesus. Mit oder ohne Eure Gabe bin ich Euch in jeder
Hinsicht verpflichtet, zu Gott für alle und alles in Eurem edlen Haus zu beten.
27 Euer ungehorsamer und geringer Bruder Johannes von Gott,
der, wenn es Gott gefällt, gerne sein Leben hingibt, immer aber schweigen und
auf Gott hoffen will; der die Rettung aller Menschen wie auch seine eigene
herbeisehnt. Amen, Jesus. Gute Herzogin, viele Male erinnere ich mich der
Geschenke, die Ihr nur in Cabra (Córdoba) und Baena (Córdoba) zukommen ließet.
Ich denke auch immer wieder an die Brotstücke, die Ihr mir gabt, um sie zu
verteilen. Gott gebe Euch den Himmel und mache Euch seiner Gaben teilhaftig. Amen,
Jesus.
Das Original dieses Briefes befindet sich in Granada, im
»Camarin« der Basilika des hl. Johannes von Gott.
Dritter
Brief an die Herzogin von Sesa
1 Dieser Brief möge der demütigen und großherzigen Doña Maria
de los Cohos y Mendoza, der Gemahlin des edlen und tugendreichen Don Gonzalo
Fernandez de Córdoba, Herzog von Sesa, übergeben werden, meinen Geschwistern in
unserem Herrn Jesus Christus.
2 Im Namen unseres Herrn Jesus Christus und unserer Herrin,
der Unbefleckten Jungfrau Maria. Gott sei allen Dingen dieser Weit vorgezogen.
Amen, Jesus. Gott zum Gruß, meine Schwester in Jesus Christus, gute Herzogin
von Sesa, und auch allen, die mit Euch sind und die Gott seines Grußes würdigt.
Amen, Jesus.
3 Die große Liebe, die ich immer für Euch empfunden habe,
sowohl für Euch als auch für Euren demütigen Gatten, den guten Herzog,
verpflichtet mich, Euch nicht zu vergessen wegen des vielen, das ich Euch
schulde und verpflichtet bin, da Ihr mir mit Eurem Almosen und Eurer Liebe
immer beigestanden und mir geholfen habt, in meinen Sorgen und Nöten, um die
Armen dieses hl. Hauses Gottes zu erhalten und zu kleiden und auch noch viele
andere, die nicht in diesem Haus leben. Ihr habt dies immer sehr gut getan als
gute Edelleute und Streiter Jesu Christi. Dies alles verpflichtet mich, Euch
diesen Brief zu schreiben, gute Herzogin, denn ich weiß nicht, ob ich Euch noch
öfter werde sehen oder sprechen können. An meiner Statt sei es Jesus Christus,
der Euch ansieht und mit Euch spricht.
4 So groß ist der Schmerz, den mir meine Krankheit bereitet,
dass ich kaum sprechen kann, und ich weiß nicht einmal, ob ich diese Zeilen zu
Ende bringen werde. Viel würde es mir bedeuten,
Euch zu sehen. Deshalb bittet den Herrn, sofern es seinem Willen entspricht,
nur wieder die Gesundheit zu schenken, von der er weiß, dass ich sie brauche,
um mich zu retten, und uni Buße für meine Sünden zu tun. Wenn es Ihm gefällt,
mir die Gesundheit zurückzugeben, möchte ich Euch gerne besuchen und die Mädchen
mitbringen, um die Ihr mich gebeten habt. Meine Schwester in Jesus Christus,
ich gedachte, Weihnachten bei Euch zu verbringen, aber Jesus Christus hat es
besser gefügt, als ich es verdiene.
5 0 gute Herzogin! Jesus Christus vergelte Euch im Himmel
das Almosen und die große Liebe, die Ihr mir immer zuteil werden ließet, und er
bringe Euch den guten Herzog, Euren demütigen und großherzigen Gatten zurück
und schenke Euch reichen Segen, wie ich es in Jesus Christus erhoffe. Und denkt
immer daran, was ich Euch eines Tages in Cabra (Córdoba) sagte. »Setzt Euer
ganzes Vertrauen allein auf Jesus Christus, von ihm werdet Ihr Trost empfangen,
auch wenn Ihr jetzt in der Gegenwart Mühsal erleidet; denn schließlich werden
all diese Mühsale nur zu einem größeren Trost und Heil Eurer Seele verhelfen,
wenn Ihr sie um Jesu willen auf Euch nehmt.«
6 0 guter Herzog, o gute Herzogin, seid gesegnet, Ihr und
Eure Nachkommen. Da ich Euch nicht sehen kann, segne ich Euch von hier aus,
obgleich ich ein unwürdiger Sünder bin. Gott, der Euch erschuf und Euch am
Leben erhält, schenke Euch auch die Gnade zu Eurer Rettung. Amen, Jesus. Der
Segen Gott des Vaters, die Liebe des Sohnes und die Gnade des Heiligen Geistes
sei immer mit Euch, mit allen und auch mit mir. Amen, Jesus. Immer möget Ihr
von Jesus Christus getröstet werden und seinen Schutz erfahren, denn um
seinetwillen habt Ihr mir geholfen und mich aus der Not errettet, meine
Schwester in Jesus Christus, gute und demütige Herzogin.
7 Wenn es Christus gefällt, mich aus diesem gegenwärtigen
Leben hinwegzunehmen, hinterlasse ich und ordne an, dass, wenn mein Begleiter
Angulo kommt, der bei Hof vorgesprochen hat, und den ich Euch anempfehle, denn
er und seine Frau befinden sich in großer Armut, er Euch meine geistlichen
Waffen überbringe. Es sind drei aus Goldfaden gefertigte Buchstaben, die am
Rand buntgefärbt sind. Ich habe sie bewahrt, seit ich mit der Welt in den Kampf
getreten bin. Hebt sie gut auf mit diesem Kreuz, um sie dem guten Herzog zu
überreichen, wenn Gott ihn mit Gaben heimkehren lässt.
8 Sie sind aus buntem Seidengewebe gefertigt, damit Ihr
immer das kostbare Blut unseres Herrn Jesus Christus vor Augen habt, das er für
das ganze Menschengeschlecht vergossen hat, und seine heiligste Passion. Es
gibt keine höhere Art der Beschauung als jene in der Passion, und wer immer
dieses hl. Leiden verehrt, wird mit Christi Hilfe nicht verloren gehen.
9 Drei sind die Buchstaben, denn drei sind auch die
Tugenden, die uns zum Himmel führen -. Die erste ist der Glaube, aus dem heraus
wir all das glauben und für wahr halten, was die Mutter Kirche lehrt, indem wir
ihre Gebote halten und sie ins Werk setzen. Der zweite Buchstabe bedeutet die
Nächstenliebe. Zunächst erweisen wir unserer eigenen Seele Liebe, indem wir sie
in der Beichte und Buße immer wieder reinigen. Schließlich die Liebe zu unseren
Brüdern und Schwestern, indem wir für sie all das wünschen, was wir gerne für
uns selbst in Anspruch nähmen. Der dritte Buchstabe ist die Hoffnung allein auf
Jesus Christus. Denn um der Leiden und Mühsal willen, die wir um seinetwillen
in diesem elenden Leben auf uns nehmen, wird er uns wegen seiner hl. Passion
und seiner großen Barmherzigkeit die ewige Glorie schenken.
10 Diese Buchstaben sind aus Gold, denn so wie das Gold ein
so kostbares Metall ist und, um wertvoll zu sein, Glanz und Farbe besitzen
muss, was zunächst notwendig macht, von der Erde und dem Schmutz befreit und
dann durch Feuer geläutert worden zu sein; so ist es auch mit der Seele, die
ein so kostbares Gut ist. Sie muss von den Freuden und Lüsten dieser Welt
abgesondert werden und bleibt auf diese Weise allein mit Jesus Christus
verbunden, um dann im Feuer der Nächstenliebe geläutert zu werden durch
Mühsale, Fasten und körperliche Bußwerke. So wird sie in Christi Augen wertvoll
und erscheint vor dem göttlichen Gericht in überirdischem Glanz.
11 Das Tuch hat auch vier Ecken,
die die vier Tugenden darstellen, welche die drei erstgenannten begleiten. Es
sind dies: die Klugheit, die Gerechtigkeit, die Mäßigung und die Stärke. Die
Klugheit lehrt uns, klug und weise zu handeln in allen Dingen, die wir tun oder
denken, indem wir den Rat der Älteren, die mehr wissen als wir, annehmen. Die
Gerechtigkeit soll heißen, dass unser Wandel gerecht sei und jedem das zukommen
lasse, was ihm entspricht, so dass wir Gott geben, was Gottes ist, und der
Welt, was der Welt ist. Die Mäßigung unterweise uns, Zucht und Ordnung zu
halten im Essen und Trinken, in der Kleidung und in all den anderen Dingen, die
der menschliche Körper nötig hat. Die Stärke sagt uns, dass wir stark und
ausdauernd sein sollen im Dienst Gottes und ein frohes Gesicht zeigen trotz der
Mühen, Schwierigkeiten und Krankheiten, genau wie bei Wohlergehen und Trost,
indem wir Jesus Christus für das eine und andere Dank erweisen.
12 Auf der Rückseite trägt das Tuch ein Kreuz nach Art eines
Windmühlenflügels. jeder, der gerettet werden möchte, muss es tragen gemäß
Gottes Willen und mit der Gnade, die nur er verleiht. Schließlich verfolgen wir
alle ein einziges Ziel, jeder geht den Weg, den Gott ihm vorgezeichnet hat, und
so sind einige Ordensleute, andere Kleriker, andere Einsiedler und wieder
andere verheiratet, denn in jedem Stand kann ein Mensch gerettet werden, wenn
er es nur will. Dies alles, gute Herzogin, wisst Ihr viel besser als ich, und
daher ist es müßig, zu sprechen, da Ihr mich ohnehin versteht.
13 Drei Dinge schulden wir Gott: Liebe, Dienst und
Ehrfurcht. Liebe. denn als göttlichen Vater müssen wir ihn über alle Dinge
dieser Welt lieben; Dienst: weil wir ihm dienen müssen wie einem Herrn, und
zwar nur aus Güte und nicht aus Berechnung der Gnade, die er denen schenkt, die
ihm dienen; Ehrfurcht: weil er Schöpfer ist, indem wir seinen heiligen Namen
nur auf die Lippen nehmen, um ihm Dank zu sagen und seinen heiligen Namen zu
preisen.
14 In diesen drei Dingen, gute
Herzogin, müsst Ihr Eure Zeit alle Tage Eures Lebens zubringen. im Gebet, in
Arbeit und in der Erhaltung des Körpers. Im Gebet- indem Ihr dem Herrn Jesus
Christus Dank sagt, immer wenn Ihr Euch morgens erhebt, und zwar für die Gnaden
und Güter, die er Euch ohne Unterlass schenkt; dafür, dass er Euch nach seinem
Bild und Gleichnis geschaffen und Euch die Gnade verliehen hat, Christen zu
sein. Möchtet Ihr ihn immer um das Erbarmen bitten, Euch zu verzeihen und ihn schließlich
für die ganze Welt bitten. Bei der Arbeit: soweit sie körperlicher Natur ist,
übt Euch in irgendeiner Tugendübung, damit wir unsere Speise verdienen, nach
dem Beispiel Jesu Christi, der bis zu seinem Tod tätig war, und weil nichts so
sehr zur Sünde verführt wie der Müßiggang. In der Erhaltung unseres Leibes -
denn, so wie ein Wildhüter ein Tier pflegt und erhält, um sich dann seiner zu
bedienen, so ist es schicklich, dass wir unserem Körper das zuteil werden
lassen, was zu seiner Kraft und zu Christi Dienst notwendig ist.
15 Meine viel und innig geliebte Schwester, um der Liebe
Jesu Christi willen bitte ich Euch, die drei Dinge in Eurem Gedächtnis zu
bewahren - die Todesstunde, der niemand entgehen kann, die Qualen der Hölle und
die Seligpreisungen des Paradieses. Was das erste betrifft, denkt immer daran,
wie der Tod all das Elende dieser Weit zunichte macht und wie uns zum Schluss
nur ein Stück zerrissenes und schlecht geflicktes Tuch übrigbleibt. Zum
zweiten, denkt daran, wie wir wegen so geringer Freuden und bald vergänglichen
Zeitvertreibs willen zur Rechenschaft gezogen werden und - falls wir in einer
Todsünde sterben - ins höllische Feuer, das ewig währt, geworfen werden. Und
betrachtet drittens die Glorie und Seligpreisung, die Jesus Christus denen
bereitet hat, die ihm dienen, die noch kein Auge geschaut und noch kein Ohr
gehört hat und die noch in keines Menschen Herz gedrungen ist.
16 Meine Schwester in Jesus Christus, bemühen wir uns also
um der Liebe Christi willen, und lassen wir uns nicht von diesen unseren
Feinden. der Welt, dem Teufel und dem Fleisch, besiegen.
17 Vor allem, meine Schwester, habt immer die Liebe; sie ist
die Mutter aller Tugenden. Meine Schwester, der Schmerz quält mich sehr und
lässt mich nicht weiterschreiben. Ich möchte ein wenig ausruhen, da ich Euch
gern, lange und ausführlich schreiben möchte, weil ich nicht weiß, ob wir uns
in diesem Leben jemals wiedersehen werden. Jesus Christus sei mit Euch und
Eurem ganzen Haus etc....
Das Original
dieses Briefes ist nicht mehr vorhanden; die Kopie, die zur Überprüfung der
Schriften des heiligen Johannes von Gott anlässlich seiner Seligsprechung
erstellt wurde, befindet sich im Archiv des Ordens, bei der Generalkurie auf
der Tiberinsel in Rom.
Empfangsbestätigung über eine Almosenspende, die ein Ritter
der Stadt Granada dem heiligen Johannes von Gott vermachte
Ich, Johannes von Gott> bestätige, von Euch, Fernando de
Castro, vier Dukaten als Almosen empfangen zu haben; Eure Ehefrau, sie möge in
der Herrlichkeit des Himmels sein, bestimmte, sie mir als Almosen für die Armen
zu übergeben. Ich habe am 6. Dezember 1 5 4 8 in Granada mit diesen meinen drei
Buchstaben unterzeichnet.
Das Original dieser
Empfangsbestätigung befindet sich in der Stadt Cordoba in Spanien.