Neonatologie
Exit-Verfahren im Krankenhaus Villa S. Pietro
Spezialistenteam aus den Krankenhäusern Villa S. Pietro und Bambino Gesù führt heikle Operation durch
Ein schwieriges EXIT-Verfahren (Ex Utero Intrapartum Therapie) wurde am 6. Juli im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Villa S. Pietro in Rom in Zusammenarbeit mit einem Team von Spezialisten aus dem Kinderkrankenhaus Bambino Gesù erfolgreich durchgeführt, um die Geburt eines Kindes zu ermöglichen, das bereits in utero eine massive Neubildung der Mundhöhle auswies, die sein Überleben gefährdet hätte. Die Operation wurde von einem gemischten Team durchgeführt, das aus 8 verschiedenen Arbeitsgruppen bestand, die von den beiden Krankenhäusern gestellt wurden und sich aus Gynäkologen und Geburtsmedizinern, Anästhesisten, Neonatologen, HNO-Chirurgen, Spezialisten der Neugeborenenchirurgie, Atemwegschirurgen, Herzchirurgen, einem ECMO-Team (extrakorporale Membranoxygenierung), OP-Pflegern und Technikern verschiedener Fachrichtungen zusammensetzten.
Diagnose und therapeutische Strategie
Die Missbildung am Kind wurde im morphologischem Ultraschallverfahren im zweiten Drittel der Schwangerschaft diagnostiziert. Die in der Mundhöhle vorhandene Neoformation stellte ein ernsthaftes Hindernis für die Atemfunktion des Kindes aufgrund der Belastung und Kompression der Hauptatemwege dar. Die Neubildung hätte eine Trachealintubation sehr schwierig oder sogar impraktikabel gemacht. Eine solche Maßnahme muss jedoch dringend bei einer Geburt durchgeführt werden, wenn das Neugeborene nicht selbständig zu atmen imstande ist. Das EXIT-Verfahren erwies sich in diesem Fall als die beste Strategie, um eine Notfallsituation in einen kontrollierten Eingriff zu verwandeln. Nur so war es möglich, das hohe Risiko neurologischer Schäden zu verringern und das Leben des Kindes nicht aufs Spiel zu setzen.
Das Exit-Verfahren
Das EXIT-Verfahren (Abkürzung für Ex Utero Intra partum-Therapie) wird bei der Geburt während des Kaiserschnitts durchgeführt. Es handelt sich um einen koordinierten Eingriff, bei dem das Neugeborene nur teilweise aus der Gebärmutter entnommen wird, damit es den Blutfluss von der Plazenta durch die Nabelschnur weiter nutzen kann. Auf diese Weise kann es auch bei fehlender adäquater Atmung, in diesem Fall bedingt durch eine sperrige Masse in der Mundhöhle, weiter mit Sauerstoff versorgt werden. Spezialisten haben so die nötige Zeit, um einzugreifen und die Atemwege des Neugeborenen zu sichern, indem sie hochkomplexe Manöver kontrolliert und mit der nötigen Ruhe durchführen können.
Der Eingriff
Zur Durchführung des Eingriffs muss der Mutter eine spezifische und ausreichend tiefe Vollnarkose verabreicht werden, um eine intensive und lang anhaltende Entspannung der Gebärmuttermuskulatur zu ermöglichen. So wird eine Ablösung der Plazenta und eine Unterbrechung der Sauerstoffversorgung des Neugeborenen vermieden. Dies ist ein Schlüsselaspekt des anästhesiologischen Verfahrens, das erhebliche Risiken intra- und postoperativer Komplikationen birgt.
Aus diesem Grund wurde beschlossen, den Eingriff im Krankenhaus Villa S. Pietro durchzuführen, das über eine hervorragende Geburtsklinik verfügt und seit Jahren mit dem Kinderkrankenhaus Bambino Gesù in der Neugeborenenchirurgie zusammenarbeitet.
Am Eingriff am 6. Juli nahmen, wie gesagt, gut 8 multidisziplinäre Teams aus den beiden Krankenhäusern teil. Mehr als 30 Fachleute haben sich im Operationssaal abgewechselt, um die verschiedenen notwendigen Eingriffe nach einem genauen Protokoll durchzuführen, das in den Tagen vor der Operation mehrmals durchgespielt wurde.
Motivation und Teamgeist
Der Erfolg eines derart komplexen Eingriffs in organisatorischer und technischer Hinsicht kann nur mit einer präzisen Koordination und unter strikter Beachtung der Rollen der verschiedenen Spezialisten vor Ort gelingen. Außerdem braucht es dazu einen großen Teamgeist und eine starke menschliche und berufliche Motivation. Wir glauben sagen zu können, dass man im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Villa S. Pietro all diese Eigenschaften findet.