Bekehrung des Johannes von Gott
20. Januar
“Am Tag des heiligen Märtyrers Sebastian wurde damals in der Stadt Granada in der Kartause der Märtyrer in der Oberstadt gegenüber der Alhambra ein großes Fest begangen. Als Festprediger erschien ein hervorragender Mann, ein Lehrer der Theologie namens Magister Avila, ein Licht und Glanz der Heiligkeit... Johannes von Gott lauschte angespannt den anschaulichen Worten, mit denen dieser Mann den Lohn pries, den der Herr seinem heiligen Blutzeugen für die vielen, aus Liebe zu ihm ertragenen Leiden gewährt hat, und aus denen der Prediger folgerte, wie sehr doch ein Christ darum bemüht sein muss, unserem Herrn zu dienen und ihn nicht zu beleidigen, und sonst lieber tausendmal sterben sollte. Durch die Gnade des Herrn, der jene Worte eingab, drangen diese so tief in das Innerste von Johannes ein und erschütterten ihn so sehr, dass sich sofort ihre Kraft und Wirkung zeigte... Denn nach der Predigt ging Johannes hinaus und bat, völlig außer sich, Gott mit lauter Stimme um Erbarmen... Er sprang und lief herum und... ging bis zu seinem Haus, wo er den Laden und sein ganzes Hab und Gut hatte. Kaum war er dort angekommen, packte er die Bücher, die er besaß und zerriss mit Händen und Zähnen jene, die vom Rittertum und von weltlichen Dingen handelten. Diejenigen aber, die von Heiligenleben und von der christlichen Lehre handelten, verschenkte er... Und in diesem Zustand, fast unbekleidet, barfuß und ohne Kopfbedeckung, lief er erneut durch die Hauptstraßen von Granada... So bat Johannes auf den Straßen von Granada den Herrn laut um Erbarmen... Das aufsehenerregende Verhalten von Johannes erweckte bei einigen hochgestellten Personen, die ihn sahen, Mitleid und da sie erkannten, dass es sich nicht um eine Geistesstörung handelte, wie man allgemein annahm, brachten sie ihn in die Wohnung von Pater Avila… Dieser sagte zu ihm, nachdem er ihn getröstet hatte: ‘ ... Geht in Frieden mit dem Segen des Herrn und mit meinem, denn ich bin sicher, dass euch Gott seine Barmherzigkeit nicht versagen wird.’ Nachdem Johannes von Gott danach trotzdem als Geistesgestörter im Königlichen Krankenhaus aufgenommen wurde und dort am eigenen Leib die “Behandlung” erfuhr, die Geisteskranke damals erhielten, reifte seine Berufung: “Jesus Christus möge mir die Zeit schenken und die Gnade gewähren, dass ich ein Hospital habe, in dem ich die armen Menschen, die verlassen und der Vernunft beraubt sind, sammeln kann, um ihnen zu dienen, wie ich es wünsche!” (vgl. F. de Castro “Lebensgeschichte des heiligen Johannes von Gott” Kap VII.VIII.IX). Die Erfahrung der barmherzigen Liebe des Vaters machte Johannes von Gott zu einem neuen Menschen. Die Erinnerung an dieses denkwürdige Ereignis sei Ansporn für den Hospitalorden, die Gabe der Berufung zu ehren und sich zu erinnern, wie wichtig es ist, jeden Tag aufs Neue “umkehrbereit” zu sein; denn nur so kann eine immer neue Hospitalität gelingen.