“Sie legte das Kind in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war” (Lk 2,7)
An alle Mitglieder der Hospitalfamilie des Hl. Johannes von Gott
Liebe Brüder, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, liebe Freunde!
Weihnachten steht vor der Tür. Aus diesem Anlass möchte ich Ihnen meine besten Gebets- und Segenswünsche übermitteln. Möge das Jesuskind in unseren Herzen neugeboren werden und das Leben eines jeden von uns und unserer Familien sowie aller Menschen, die unter Krankheit, Gewalt und Ausgrenzung leiden, mit Frieden und Freude erfüllen.
Zu Weihnachten feiern wir das Geheimnis der Menschwerdung. Gott überlässt den Menschen nicht seinem Schicksal, sondern wird aus Liebe zum Menschen selbst Mensch. Barmherzig sein heißt für Gott, dass er gegenüber seinen Kindern zärtlich ist wie eine Mutter (vgl. Lk 1,78). Den Höhepunkt erreicht diese barmherzige Liebe zum Menschen in der Menschwerdung, in dem Entschluss Gottes, solidarisch mit dem Menschen zu sein.
Diese Solidarität bekundet Gott auf zugleich überraschende und verstörende Weise, indem er sich arm, klein und schwach macht, um so unmissverständlich die Würde aller Menschen, unabhängig von Stand, Herkunft und Fähigkeiten, zu bekräftigen. Er kommt in einer Krippe zur Welt, weil in der Herberge kein Platz für sie war. Die Menschwerdung unseres Gottes vollzieht sich in einem ärmlichen Stall in Bethlehem, der sich jedoch schon bald mit der Freude Mariens und Josefs, der Engel, der Hirten und der drei heiligen Könige füllt, die kommen, um dem Neugeborenen in der Krippe ihre Aufwartung zu machen.
Sie legte das Kind in eine Krippe! Denn in der Herberge war kein Platz für sie. Auch heute zeigt der Herr so seine Solidarität mit den vielen Kindern, die in ärmlichen und schwierigen Verhältnissen zur Welt kommen, und mit den vielen Müttern, die unter großen Entbehrungen und persönlichen Opfern ihre Kinder zur Welt bringen und sie dann häufig ohne die notwendigen Mittel und Hilfe aufziehen müssen.
In meiner diesjährigen Weihnachtsbotschaft möchte ich ausdrücklich auf diese Mütter und Kinder Bezug nehmen, denn das weihnachtliche Jesuskind ist ihnen ganz besonders ähnlich und nahe. Unser Charisma und Dienst der Hospitalität verpflichten uns, in besonderer Weise für diese Kinder und Mütter zu sorgen, so wie dies bereits in vielen Einrichtungen des Ordens weltweit geschieht.
Vor ungefähr einem Monat hatte ich die Freude, die Werke des Ordens in Malawi in Afrika aus Anlass ihres 25jährigen Bestehens besuchen zu dürfen. Die Dienste und Einrichtungen, die es heute sowohl in der Hauptstadt Lilongwe wie auch im nördlicher gelegenen Mzuzu gibt, wurden von Brüdern und Mitarbeitern aus Irland gegründet. Das Dienstangebot ist sehr ansprechend und breit gefächert. Es reicht von der Betreuung von psychisch Kranken und Suchtkranken bis zur Hilfe für Straßenkinder, von der Unterstützung werdender Mütter bis zur Pflege alter Menschen und umfasst auch eine Fachschule für Pflege- und Gesundheitsberufe. Was mich besonders beeindruckt hat, ist ein Programm für psychisch kranke Mütter, das sich in besonderer Weise um Frauen nach der Geburt kümmert, die unter einer postnatalen Depression leiden, von der auch die Kinder in Mitleidenschaft gezogen werden.
Außer Frauen mit diesem Krankheitsbild gibt es Mütter die an Angstzuständen und regelrechten Psychosen leiden, deren Gründe meistens in der weit verbreiteten Armut, Gewalt und in fehlender sozialer und familiärer Unterstützung liegen. Der Zustand der Frauen ist oft sehr ernst, doch mit einer angemessenen Therapie kann viel erreicht werden. Dank der qualifizierten therapeutischen Hilfe, gezielter Prävention und Aufklärung, ist es unseren Brüdern und Mitarbeitern in Malawi gelungen, viele Mütter und Kinder wieder lächeln zu sehen und ihnen die Kraft für ein gutes Leben auf dieser Erde zurückzugeben. Für all diese Kinder und Frauen möchte ich mit dieser Botschaft ein Zeichen der Solidarität und Anerkennung setzen. Das Jesuskind kommt, um ihnen wieder das Lächeln zurückzugeben, damit sie ihre Elternschaft genießen wie Maria und Josef, auch wenn sie arm sind und ihr Kind in eine Krippe legen müssen.
Ein herzliches Dankeschön unserer Dienstgemeinschaft in Malawi und allen anderen Einrichtungen des Ordens weltweit, die Müttern und Kindern in Not helfen und sie auf ihrem oft beschwerlichen Lebensweg begleiten!
Es ist Weihnachten! In einer kalten Nacht kam der Heiland zur Welt. Empfangen wir ihn voll Freude, denn die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten (Tit 2,11). Erleben wir die weihnachtliche Zeit mit der Hoffnung, dass das Licht des Jesuskindes die Dunkelheit vertreibt, die heute unsere Welt einhüllt. Treten wir an der Seite des Jesuskindes mutig für die unantastbare Würde eines jeden Menschen ein, vor allem der Schwächsten, im Zeichen der Hospitalität des hl. Johannes von Gott. So kann unser Leben zu einer Ikone der leidenschaftlichen Barmherzigkeit Gottes werden, wie Papst Franziskus zu den Teilnehmern des Generalkapitels am 1. Februar in diesem Jahr sagte.
Ich wünsche Ihnen allen, Brüdern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Freiwilligen, Wohltätern und Freunden des Ordens, sowie allen Menschen, die in unseren Werken betreut werden, und ihren Angehörigen, eine frohe Weihnacht und ein glückliches neues Jahr 2020. Den Brüdern und Mitarbeitern, die zu Weihnachten und an den Festtagen Dienst tun, spreche ich im Namen des ganzen Ordens meine besondere Dankbarkeit und Anerkennung aus.
In meinem Namen und im Namen der Dienstgemeinschaft der Generalkurie wünsche ich Ihnen allen ein reich gesegnetes Weihnachtsfest voll Frieden und Freude!
Frt. Jesús Etayo
Generalprior